Willkommen in dem kleinen Dorf Sinwell, wo statt herzlicher Begrüßung nur Probleme warten. Ein friedliches und ruhiges Leben wäre wohl auch zu viel verlangt.
Wenn es doch nur so einfach wäre…
Wir schlüpfen in die Rolle des Ritters Cecil, der offenbar nach vielen langen Jahren des Krieges in den Kreuzzügen, in sein kleines Heimatstädtchen Sinwell zurückkehrt. Doch ein wenig Entspannung ist noch nicht in Sicht, denn gerade angekommen sprechen wir mit dem Vorstand der örtlichen Kirche, Meister Uriel, der auch sofort darüber klagt, dass die Pest in der Stadt Einzug gehalten hat. Dennoch dürfen wir uns zunächst für die Nacht zurückziehen und werden sogleich mit Albträumen konfrontiert, in denen eine Stimme zu uns spricht und uns scheinbar zu korrumpieren versucht, welch Freude.
Am nächsten Morgen mehr oder weniger ausgeruht machen wir uns wieder auf den Weg zu Meister Uriel. Auf dem Weg dorthin stolpern wir bereits über schlafende Betrunkene, die unsere Rückkehr auch ohne unsere Anwesenheit offenbar ordentlich gefeiert haben. Meister Uriel offenbart uns dann, dass er glaubt die Sünden der Städter seien der verantwortliche Auslöser für die anhaltende Pest. Er trägt uns auf, die Sünder aufzusuchen und diese zu befreien indem wir in ihren Geist eindringen und dort die Ursache der Sünde ausmerzen. Gesagt, getan.
Interessantes Konzept, verschenktes Potenzial
Einmal in die Gedanken der Menschen eingedrungen nehmen wir dort die Gestalt einer Kreatur an um die angreifenden Dämonen zu bekämpfen. Das ist für den Beginn erst mal nur der Werwolf. Später kommen noch drei weitere Kreaturen, mit individuellen Vor- und Nachteilen für jede Situation und Gegnerart dazu. In guter alter Jump`n`Run-Manier wagen wir uns jetzt also zu dem Kern des Problems vor und sammeln nebenbei fleißig Münzen, um unsere Fertigkeiten später aufzuwerten. Oder man schlüpft in die Gedanken der Unschuldigen, die hier und da im Spiel verteilt sind, um sich zusätzliche Münzen zu sichern. Im Gegensatz zu den Kämpfen in den Gedanken der Sünder, bieten die Gedanken der Unschuldigen eine Vielfalt an Puzzles, Rätseln und Geschicklichkeitstests.
Für jede der sieben Todsünden der Menschheit gibt es drei Sünder zu befreien, wobei der dritte Sünder bereits den Bosskampf für die jeweilige Sünde darstellt und erst nach abschließen der beiden anderen zur Verfügung steht. Die Bosskämpfe sind absolut einzigartig und insgesamt recht knifflig, was bedeutet, dass es darum geht, das richtige Muster oder die richtige Kreatur zum Angreifen zu finden. Nach jedem Kampf beendet man automatisch den Tag und wird in seine Kammer in der Kirche zurückteleportiert, sodass man über eine Marienstatue gleich Zugriff auf den „Skill-Tree“ hat, die mit zunehmend freigeschalteten Gebieten auch als Teleport-Punkt fungiert. Fertigkeiten sind hier z.B. mehr Gesundheit oder mehr Angriffskraft für die verfügbaren Kreaturen.
Grafik, Animation und Sound
Die absolut detailreiche und auch detailverliebte 2D-Grafik hat eine gewisse liebevolle Retro-Optik, die an ältere Spiele des Genres erinnert und einen an seine Jugendjahre zurückdenken lässt. Jedes Level hat seine eigene individuelle Gestaltung und Herausforderung, auch wenn diejenigen, die zur selben Sünde gehören eine zusammenpassende Gestaltung haben. Zum Beispiel haben Trägheit-Levels eine Art Flüssigkeit auf dem Boden, die dich sehr langsam macht, während Feinde in Neid-Levels Gold stehlen, wenn sie dich treffen. Dies ist eine großartige Möglichkeit, jede Sünde darzustellen, während Sie versuchen, gegen sie zu kämpfen. Insgesamt repliziert die Grafik das Aussehen eines Buntglasfensters in einer Kirche, die Art und Weise, wie Feinde Risse bekommen, wenn sie Schaden erleiden und beim Tod wie Glas zerspringen verstärkt diesen Effekt umso mehr.
Die Animation ist insgesamt eher minimalistisch, während man sich in der „realen“ Welt befindet, sind es meist nur kleine Details des sonstigen „Standbildes“, die sich tatsächlich bewegen, abgesehen von der Spielfigur Cecil und den Städtern natürlich, aber auch das ist wunderbar in Szene gesetzt. Die Sprachausgabe des Spiels ist Englisch, allerdings ist selbstverständlich eine Auswahl an Sprachen für die Untertitel in Form von Sprechblasen vorhanden.
Der Sound ist insgesamt recht düster um eine bedrückte Atmosphäre zu schaffen, die die dystopische Situation einer von Pest geplagten Stadt widerspiegelt. Es fügt sich gut in den Hintergrund ein und ist meist unauffällig, auffälliger ist da das „Gegacker“ der Dämonen, wenn man in einem Kampf-Level ist.
So schreitet das Spiel also voran, man befreit Sünder um Sünder, wird fortwährend von Alpträumen geplagt, die sich mit fortsetzenden Spielverlauf auch in der wachen Welt manifestieren und zunehmenden Wahnsinns seitens Cecil anzudeuten scheinen. Meister Uriel wird dabei von Tag zu Tag suspekter und fragwürdiger in seinen Handlungen und ich rieche da einen weiteren Plot Twist zum Ende des Spiels.