Die Beschäftigten des südkoreanischen Technologieriesen Samsung haben am Montag einen dreitägigen Generalstreik über Löhne und Sozialleistungen begonnen, sagte der Vorsitzende einer Gewerkschaft, die Zehntausende von Beschäftigten vertritt, der Nachrichtenagentur AFP und warnte, dass die Aktion die Produktion von Speicherchips beeinträchtigen könnte.
Samsung Electronics ist der weltweit größte Hersteller von Speicherchips und hat einen großen Anteil an der weltweiten Produktion von High-End-Chips.
Tausende von Arbeitnehmern versammelten sich mit Regenjacken und Bändern mit der Aufschrift „Kampf mit Solidarität“ vor der Gießerei und Halbleiterfabrik des Unternehmens in Hwaseong, Gyeonggi, eine Stunde südlich von Seoul. Die Geschäftsführung von Samsung befindet sich seit Januar in Verhandlungen mit der Gewerkschaft, wobei es beiden Seiten nicht gelungen ist, die Differenzen in Bezug auf Sozialleistungen und ein abgelehntes Angebot des Unternehmens für eine Lohnerhöhung von 5,1 Prozent zu verringern.
„Der Streik hat heute begonnen“, sagte Son Woo-mok, Vorsitzender der National Samsung Electronics Union, gegenüber der AFP. „Der heutige Generalstreik ist erst der Anfang“, fügte er hinzu. „Erinnern wir uns daran, warum wir hier sind: Bitte kommen Sie bis zum 10. Juli nicht zur Arbeit und nehmen Sie keine geschäftlichen Anrufe entgegen“, sagte er der Menge der Beschäftigten.
Nach Angaben der Gewerkschaft hatten sich rund 5.200 Beschäftigte aus den Bereichen Fabrikanlagen, Produktion und Entwicklung dem Protest angeschlossen.
„Glauben sie immer noch nicht, dass sich dies auf ihre Produktionslinie auswirken wird?“, sagte Lee Hyun-kuk, Vizepräsident der Gewerkschaft.
Die Gewerkschaft, der mehr als 30.000 Mitglieder angehören, d.h. mehr als ein Fünftel der Gesamtbelegschaft des Unternehmens, hatte den dreitägigen Generalstreik letzte Woche angekündigt und ihn als letztes Mittel nach dem Scheitern der Gespräche bezeichnet. Der Schritt folgt auf eine eintägige Arbeitsniederlegung im Juni, die erste derartige kollektive Aktion in dem Unternehmen, das jahrzehntelang ohne gewerkschaftliche Organisierung ausgekommen ist.
„Wir befinden uns jetzt an einem kritischen Scheideweg“, erklärte die Gewerkschaft in einem Aufruf, der letzte Woche an die Mitglieder verschickt wurde, und forderte sie auf, den Streik zu unterstützen. „Dieser Streik ist die letzte Karte, die wir ziehen können“, hieß es, und die Beschäftigten des Unternehmens müssten „geschlossen auftreten“.
„Ich bin wirklich aufgeregt“, sagte ein Gewerkschaftsmitglied und Demonstrant gegenüber der AFP. „Wir schreiben Geschichte.“
Die Beschäftigten lehnten das Angebot einer Lohnerhöhung von 5,1 Prozent im März ab, nachdem die Gewerkschaft zuvor unter anderem Verbesserungen beim Jahresurlaub und transparente leistungsbezogene Prämien gefordert hatte.
Samsung lehnte eine Anfrage nach einer Stellungnahme ab.
„Der laufende Streik ist zwar nur für drei Tage angesetzt, aber zu den teilnehmenden Mitgliedern gehören auch diejenigen, die an den Chip-Fertigungsstraßen arbeiten“, sagte Wirtschaftsprofessor Kim Dae-jong von der Sejong-Universität gegenüber der AFP. „Da die Gewerkschaft im Falle einer Fortsetzung des Stillstandes weitere Streiks durchführen könnte, könnte dies ein großes Risiko für das Samsung-Management in seinem Wettlauf um die Vorherrschaft auf dem umkämpften Chipmarkt darstellen.“
Gewerkschaften gemieden
Samsung Electronics hat es fast 50 Jahre lang vermieden, dass sich seine Mitarbeiter gewerkschaftlich organisieren – laut Kritikern manchmal mit grausamen Methoden -, während das Unternehmen zum weltweit größten Smartphone- und Halbleiterhersteller aufstieg.
Der 1987 verstorbene Firmengründer Lee Byung-chul lehnte Gewerkschaften strikt ab und sagte, er würde sie niemals zulassen, „bis ich Dreck über den Augen habe„.
Die erste Gewerkschaft bei Samsung Electronics wurde in den späten 2010er Jahren gegründet.
Das Unternehmen ist das Flaggschiff des südkoreanischen Riesen Samsung Group, dem bei weitem größten der familienkontrollierten Konglomerate, die die Wirtschaft in Asiens viertgrößter Volkswirtschaft dominieren.
Kürzlich prognostizierte das Unternehmen dank der wachsenden Nachfrage nach generativer KI eine 15-fache Steigerung seines Betriebsgewinns im zweiten Quartal. Halbleiter sind das Lebenselixier der Weltwirtschaft und werden in allen Bereichen eingesetzt, von Küchengeräten und Mobiltelefonen bis hin zu Autos und Waffen. Und die Nachfrage nach den fortschrittlichen Chips, die künstliche Intelligenzsysteme antreiben, ist dank des Erfolgs von ChatGPT und anderen generativen KI-Produkten in die Höhe geschnellt.
Halbleiter sind Südkoreas wichtigster Exportartikel und erreichten im März mit ungefähr 10,8 Mrd. Euro (11,7 Mrd. USD) den höchsten Wert seit fast zwei Jahren, was ein Fünftel der gesamten südkoreanischen Ausfuhren ausmacht, wie aus den vom Handelsministerium veröffentlichten Zahlen hervorgeht.
