Südkoreas Pride Parade kehrt nach zwei Jahren Pandemie-Pause nach Seoul zurück und Teilnehmer tanzten, feierten und schwangen Regenbogenfahnen vor dem Rathaus. Zeitgleich protestierten konservative Gegner des Gleichberechtigungs-Fests.
Tausende Teilnehmer hörten sich Reden and und genossen musikalische Unterhaltung auf dem Seoul Plaza bevor sie strömendem Regen trotzen mussten während sie durch die Stadt zogen. Begleitet wurden die Feiernden von Wägen, auf welchen Performer zu lauter Popmusik tanzten. Die Polizei hat aufgrund der, zumeist christlichen, Gegendemonstranten mit erhöhtem Einsatz für Sicherheit und eine Absperrung zwischen den beiden Parteien gesorgt.
Ein Ratgeber und Aktivist, welcher sich selbst als Joy vorstellt, sagte AFP, dass er froh sei, Pride feiern zu können, fügte aber hinzu, dass Südkorea noch einen langen Weg vor sich hat, wenn es um die Anerkennung von LGBTQ Rechten geht.
Wir sind immer in einer Situation in der unsere Existenz bestritten wird“, sagt Joy. „Es ist wichtig zeigen zu können, dass wir existieren, auch wenn es nur für einen Tag ist.“
Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern ist in Südkorea nach wie vor illegal und Aktivisten betonen seit Langem, dass es nötig ist die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung per Legislative rechtswidrig zu machen.
„Wir tun jeden Tag so, als wären wir wie alle anderen, aber heute können wir sein wie wir sind, uns frei und selbstbewusst ausdrücken, die Klamotten tragen, die wir wollen und die Hände unserer Partner halten“, so Pride-Teilnehmer und Aktivist Kim Hyun-jung zu AFP.
Zeitgemäß und wichtig
Der Gegenprotest am Samstag, teils gekleidet in militärischer Tarnuniform, errichtete Sperrgerüste auf der Route der Parade, an denen sich Gruppen sammelten, welche im Rhythmus zu Trommlern klatschten und Schilder präsentierten, auf denen zu lesen war: „Homosexualität ist eine Sünde“ und „Nein!! Zu gleichgeschlechtlicher Ehe„.
„(Homosexualität) ist falsch. Es bringt moralischen Verfall und Unordnung in die Gesellschaft. Das brauchen wir nicht in Südkorea“, sagte der Protestant Hong Sung-bo. „Sie tun mir leid. Wenn sie Jesus begegnen und das Evangelium hören und ihre Gesinnung verändert werden könnte, könnten sie ein gesünderes Leben leben. Ich bedaure ihre sündhafte Kultur.“
Vor dem Platzregen zeigten sich inmitten der Versammlung auf dem Seoul Plaza – früher bekannt als das Seoul Queer Culture Festival – hochkarätige Unterstützer, einschließlich einer Vielzahl ausländischer Abgesandter. Der neuseeländische Botschafter Philip Turner, welcher an der Seite anderer Diplomaten seine Rede hielt, trat mit seinem Partner Hiroshi Ikeda auf. Er sagte dem Publikum: „Jeder sollte sein Leben in Freiheit und mit Stolz leben können.“
Die EU-Abgesandte Maria Castillo Fernandez bemerkte, dass die Versammlung „heute noch zeitgemäßer und wichtiger ist, da Menschenrechte in der Welt nicht selbstverständlich sind.“ Der erst kürzlich angekommene US-Abgesandte Philip Goldberg versprach den Teilnehmern, dass die Vereinigten Staaten mit ihnen für Gleichberechtigung kämpfen werden.
Goldberg wurde im Speziellen von den Gegenprotestern adressiert. Einige von ihnen hielten Schilder, welche darauf anspielten, dass Goldberg homosexuell sei und die US-Botschaft die „Allianz beider Länder vernichten“ wolle.
Eine Vielzahl an Sprechern, inklusive des norwegischen Abgesandten Frode Solberg, bezogen sich in ihren Aussagen auf die Gegenproteste des Events. „Ich war 2018 zum ersten Mal hier… und die Kräfte die uns heute umgeben, zeigen uns, dass dieser Kampf immer noch sehr wichtig ist„, sagte er und bekräftigte die Teilnehmer „mutig und stolz“ zu bleiben.