Nordkorea hat am Freitag eine Kurzstreckenrakete und hunderte Artilleriegeschosse abgefeuert und Kampfflugzeuge im Grenzgebiet zu Südkorea aufsteigen lassen. Das nordkoreanische Militär, das sich nur selten zu Raketenstarts äußert, erklärte laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA, die Aktionen seien eine Reaktion auf eine „provokative“ südkoreanische Artillerieübung nahe der Grenze gewesen. Pjöngjang habe daher „starke militärische Gegenmaßnahmen“ ergriffen. Seoul warnte vor einer Zunahme der „militärischen Spannungen„.
Das südkoreanische Militär hatte am Freitagmorgen den Start einer nordkoreanischen Raketen gemeldet. Nur wenige Stunden zuvor waren 25 Kilometer nördlich der innerkoreanischen Grenze zehn nordkoreanische Kampfflugzeuge gesichtet worden. Als Reaktion darauf seien südkoreanische Kampfflugzeuge aufgestiegen, erklärte der Generalstab. Nordkorea feuerte den Angaben zufolge zudem 170 Artilleriegeschosse ins Meer und verstieß damit laut dem südkoreanischen Generalstab gegen eine maritime „Pufferzone„, die in einem Abkommen von 2018 vereinbart worden war.
Später am Freitag feuerte Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Generalstabs noch 80 weitere Artilleriegeschosse in die Pufferzone.
„Wir warnen Sie eindringlich und fordern Sie dringend auf, sofort damit aufzuhören“, erklärte der Generalstab.
Der südkoreanische Sicherheitsrat verurteilte die „feindlichen Aktionen“ und warnte Nordkorea, dass „solche Provokationen Konsequenzen nach sich ziehen werden„. Am Freitag verhängte Seoul zum ersten Mal seit fünf Jahren neue einseitige Sanktionen gegen Pjöngjang, die sich gegen nordkoreanische Einzelpersonen und Institutionen richten. Auch die USA, ein enger Verbündeter Südkoreas, verurteilten die Raketenstarts und warfen Pjöngjang einen Verstoß gegen mehrere UN-Sanktionen vor.
Die nordkoreanische Volksarmee richtete laut KCNA eine „strenge Warnung“ an das südkoreanische Militär. Seoul schüre mit „rücksichtslosen Aktionen“ „militärische Spannungen“ im Grenzgebiet.
Die gegenseitigen Warnungen erfolgten vor dem Hintergrund zunehmender politischer Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Am Mittwoch hatte Nordkorea zwei strategische Marschflugkörper mit großer Reichweite getestet. Machthaber Kim Jong Un bekräftigte anschließend die „vollständige Bereitschaft“ seines Landes für einen „tatsächlichen Krieg“ und sprach von einer „eindeutigen Warnung an die Feinde„.
Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen mehrere ballistische Raketen abgefeuert, von denen eine sogar über Japan hinwegflog. Die Tests lösten international Empörung aus. Am Montag sagte der nordkoreanische Staatschef, es habe sich um „taktische Nuklearübungen“ gehandelt.
Südkorea und die USA warnen seit Monaten, dass Pjöngjang einen Atomwaffentest vorbereiten könnte. Es wäre der erste solche Test seit 2017. Auch Experten halten die Häufung der nordkoreanischen Raketentests für ein mögliches Anzeichen eines bevorstehenden Atomtests.