Ein japanisches Unternehmen hat sein Eigentum an Van Goghs „Sonnenblumen„, welches es 1987 ersteigert hatte, verteidigt. Die Familie des früheren Besitzers hatte in den USA Klage auf Rückgabe des Werks erhoben.
Das Kunstwerk – eine von fünf Originalversionen des berühmten Stilllebens – wurde von der Vorgängerfirma des Versicherungsunternehmens Sompo Holdings bei Christie’s in London für ca. 37 Millionen Euro (40 Millionen Dollar) erworben. Damit war es kurzzeitig das teuerste Gemälde der Welt. Es wird seit 35 Jahren im Kunstmuseum von Sompo in Tokio ausgestellt. Seit kurzem ist das Werk Gegenstand eines Rechtsstreits, bei dem es um einen früheren Verkauf in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg geht.
Familie der Vorbesitzer reicht Klage in den USA ein
Die Familie des ehemaligen Besitzers des Gemäldes, des jüdischen Bankiers Paul von Mendelsohn-Bartholdy, reichte letzten Monat in Illinois eine Klage ein, in der sie die Rückgabe des Kunstwerks und Hunderte von Millionen Dollar Schadensersatz fordert.
Sie behaupten, dass die Vorgängerin von Sompo, die Yasuda Fire & Marine Insurance, das Gemälde „in rücksichtsloser Missachtung seiner Herkunft, einschließlich des erzwungenen Verkaufs des Gemäldes durch Mendelssohn-Bartholdy in Nazi-Deutschland im Jahr 1934“ erworben habe.
„Sompo Holdings hat das Gemälde unrechtmäßig benutzt, um durch eine ausgeklügelte Markenstrategie Milliarden von Dollar an ungerechtfertigter Bereicherung zu erzielen“, heißt es in der Klageschrift. „Die Beklagten haben das Gemälde, von dem sie seit langem wussten, dass es ein von den Nazis verunglimpftes Kunstwerk ist, als Firmenemblem kommerziell ausgenutzt.“
Sompo Holdings verteidigt ihr Eigentum
Die Sompo Holdings verteidigte ihr Eigentum an dem Gemälde in einer Erklärung gegenüber der AFP am Dienstag, und erklärte, sie weise „die in der Klage erhobenen Vorwürfe des Fehlverhaltens kategorisch zurück“.
Das Unternehmen „beabsichtigt, seine Eigentumsrechte an ‚Sonnenblumen‘ energisch zu verteidigen„, so Sompo weiter.
Weitere Kunstwerke zurückgefordert
Es ist nicht das einzige Kunstwerk, das die Erben zurückhaben wollen. Sie haben bereits andernorts ähnliche Klagen eingereicht. Im Jahr 2020 gab die National Gallery of Art in Washington DC eine Picasso-Zeichnung an die Familie zurück.
Auf dem Höhepunkt der japanischen Wirtschaftsblase in den 1980er und 90er Jahren stürzten sich reiche Geschäftsleute darauf, Gemälde als Investitionen zu kaufen.
Auch der Papiermagnat Ryoei Saito kaufte 1990 einen Van Gogh – „Porträt des Dr. Gachet“ – für ungefähr 76 Millionen Euro (82,5 Millionen Dollar). Saito sorgte bekanntlich für Empörung, als er sagte, er würde seine teuren Gemälde in seinen Sarg legen und mit ihm einäschern lassen, wenn er stirbt. Später widerrief er.