Japans Regierung plant, den Wirtschaftsprofessor Kazuo Ueda zum Gouverneur der Bank of Japan (BoJ) zu ernennen, wie am Freitag berichtet wurde. Eine unerwartete Wahl, die den Yen gegenüber dem Dollar ansteigen ließ.
Rücktritt des derzeitigen Chefs erwartet
Es wird erwartet, dass der derzeitige Chef Haruhiko Kuroda, der dienstälteste Gouverneur der Zentralbank, nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit am 8. April zurücktreten wird.
Kuroda hat in den zehn Jahren seiner Amtszeit eine Reihe außergewöhnlicher geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen ergriffen, vom Negativzins bis hin zur Ausgabe riesiger Summen für Staatsanleihen, um Japans schleppende Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das Festhalten der BoJ an ihrer langjährigen ultralockeren Politik steht jedoch im Widerspruch zu den Zinserhöhungen anderer Zentralbanken, die auf die Bekämpfung der Inflation abzielen. Dies ließ den Yen vor allem in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres gegenüber dem Dollar abstürzen.
Lokale Medien berichten bereits über möglichen Nachfolger
Nach Berichten japanischer Medien, darunter die Wirtschaftszeitung Nikkei und der öffentlich-rechtliche Sender NHK, plant die Regierung, Ueda, ein ehemaliges Mitglied des BoJ-Vorstands, als Gouverneur zu nominieren. Die Entscheidung soll dem Parlament am Dienstag vorgelegt werden, hieß es in den Berichten, ohne Quellen zu nennen. Aufgrund der Mehrheit der Regierungskoalition ist die Verabschiedung fast sicher.
Zuvor hatte der Nikkei berichtet, dass der stellvertretende Gouverneur Masayoshi Amamiya für den Posten in Frage käme. Diese Nachricht, schickte den Yen auf Talfahrt, da Händler eine Fortsetzung der Stimulierungspolitik der Bank erwarteten. Aber den Berichten vom Freitag zufolge lehnte Amamiya das Angebot ab. Am Nachmittag erholte sich der Yen, wobei der Wechselkurs auf 129,82 Yen für einen Dollar sank. Bevor die Nachrichten bekannt wurden lag der Kurs noch bei 131,54 Yen.
Wer ist Kazuo Ueda?
Ueda hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften vom Massachusetts Institute of Technology und war zwischen 1998 und 2005 Mitglied des BoJ-Vorstands. In jüngster Zeit war er als Wirtschaftsprofessor und Dekan an der Universität von Tokio tätig. Kuroda übernahm 2013 den Spitzenjob und entfesselte bald eine Flut von massiven Vermögenskäufen.
Dieser Schritt ging Hand in Hand mit dem ehrgeizigen Plan des damaligen Premierministers Shinzo Abe, der als „Abenomics“ bezeichnet wurde, um das Wachstum anzukurbeln und die Deflation zu beseitigen, die Japans Wirtschaft seit dem Ende des Booms in den 1980er Jahren geplagt hatte.
Inflation in Japan
Doch die Zentralbank hat ihr Zwei-Prozent-Ziel nie erreicht, während die schnell ergrauende Bevölkerung Japans und die seit langen stagnierenden Löhnen das Wachstum ebenfalls behindert haben.
Die japanische Inflation erreichte im Dezember mit vier Prozent den höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten, was zum Teil auf die steigende Energiekosten zurückzuführen ist. Da der Trend jedoch nicht durch die Nachfrage oder stetige Lohnerhöhungen angetrieben wird, hat die BoJ keinen Grund gesehen, ihre restriktive Politik aufzugeben.