Das Zentrum Japans ist am Neujahrstag von einer Reihe schwerer Erdbeben erschüttert und von über einem Meter hohen Tsunamiwellen getroffen worden. Vier Menschen starben, wie zunächst die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag (Ortszeit) meldete. Das schwerste Erdbeben hatte nach Angaben der japanischen Meteorologiebehörde eine Stärke von 7,6 – insgesamt wurden mehr als 50 weitere weniger starke Beben registriert. Im Lauf des Tages gab das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum Entwarnung hinsichtlich gefährlicher Flutwellen.
Die Erschütterungen durch die Erdbeben brachten selbst in der Hauptstadt Tokyo Häuser zum Wanken, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Das Epizentrum lag aber viel weiter westlich um die Präfekturen Toyama, Ishikawa und Niigata, dort waren etwa 33.500 Haushalte ohne Strom.
Es gebe vier bestätigte Todesfälle, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am frühen Dienstagmorgen unter Berufung auf die Behörden der Präfektur Ishikawa. Die Präfektur im Westen der Hauptinsel Honshu war von einem Beben der Stärke 7,5 getroffen worden. Ein Beamter in der Präfektur Ishikawa, der anonym bleiben wollte, sagte im Laufe des Tages, gegenüber der AFP, die Zahl der Todesopfer habe „48 erreicht“.
In Wajima in der Präfektur Ishikawa stürzten Häuser ein, in Straßen waren tiefe Risse zu sehen. Fernsehberichten und der örtlichen Feuerwehr zufolge gerieten in Wajima zudem mehrere Häuser in Brand. In der Stadt Suzu stürzten Berichten zufolge viele Häuser ein. Der Betrieb der Atomkraftwerke in Japan wurde durch die Erdbeben und Flutwellen nach Angaben der Regierung nicht beeinträchtigt.
Das schwerste Beben ereignete sich laut der Japanischen Meteorologiebehörde gegen 16.10 Uhr (Ortszeit) und hatte der Behörde zufolge eine Stärke von 7,6. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 7,5 an. Die JMA warnte vor weiteren Erdbeben in den kommenden Wochen, vor allem aber in den kommenden zwei, drei Tagen. Japan wurde seit Montag von insgesamt 155 Erdbeben heimgesucht. Die Bewohner der betroffenen Gebiete waren mit Blick auf die Tsunami-Gefahr in japanischen Fernseh- und Radiosendern eindringlich aufgerufen worden, sich sofort in höher gelegenen Gebieten in Sicherheit zu bringen.
Laut Verteidigungsminister Minoru Kihara wurden 20 Militärflugzeuge entsandt, um das Ausmaß der Schäden zu erfassen. Zudem sollten 1.000 Militärangehörige in die betroffenen Gebiete entsandt werden, weitere 8.500 stünden in Alarmbereitschaft.
Mit Blick auf Tsunami-Wellen gab das im US-Bundesstaat Hawaii ansässige Pazifik-Tsunami-Warnzentrum aber im Lauf des Tages Entwarnung. Die Bedrohung sei „weitgehend vorbei„, hieß es am Montag.
Die mit 1,20 Metern höchsten Tsunami-Wellen waren zuvor im Hafen von Wajima auf der Halbinsel Noto gemessen worden. Laut lokalen Medien wurde mit wesentlich größeren Flutwellen gerechnet. Auch in Russland war auf der Insel Sachalin und in der Stadt Wladiwostok der Alarmzustand wegen möglicher Tsunamis ausgerufen worden. In der Nähe des Epizentrums des schweren Bebens wurden größere Straßen gesperrt. Auch die Fahrten der Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Tokyo und der Präfektur Ishikawa wurden nach Angaben der japanischen Bahn ausgesetzt.
US-Präsident Joe Biden bot Japan „jede notwendige Unterstützung an„, wie das Weiße Haus mitteilte.
Am 11. März 2011 war die japanische Ostküste von einem Erdbeben der Stärke 9,0 und einem Tsunami getroffen worden. Durch die Naturkatastrophe kamen 18.000 Menschen ums Leben. Der Tsunami traf außerdem auf das Atomkraftwerk Fukushima und führte dort zu gewaltigen Explosionen und zur Kernschmelze in drei Reaktoren. Es war das weltweit schwerste Atomunglück seit dem GAU in Tschernobyl 1986.
Anfang Mai 2023 war die Präfektur Ishikawa von einem Erdbeben der Stärke 6,3 erschüttert worden. Dabei kam ein Mensch ums Leben, 49 weitere erlitten Verletzungen.