Manch ein Besucher des Tennoji Zoo in Osaka staunte sicherlich nicht schlecht, als beim morgendlichen Besuch ihm im Zoo ein Löwe über dem Weg lief. Allerdings handelte es sich nicht um ein echtes Tier, sondern um ein Kostüm. Nein kein Cosplay, sondern ein Mitarbeiter des Zoos steckte in diesem drin.
„Für die Besucher mag das amüsant ausgesehen haben, aber für uns ist das eine ernste Übung“, so ein Zoosprecher gegenüber der DPA.
Wofür das Kostüm?
Der Grund mag für uns Deutsche ungewöhnlich anmuten, aber für die Japaner ist er etwas Alltägliches – eine Katastrophenübung. Katastrophenübungen sind in dem Inselstaat keine Seltenheit. Da Japan häufig von Erdbeben bedroht ist, bereiten sich die Anwohner regelmäßig auf den Ernstfall vor. Dabei wird in vielen Bereichen versucht auch jede Eventualität abzudecken.
So kam es, dass im Tennoji Zoo in Osaka eine Sicherheitsübung durchgeführt wurde. Bei der Übung sollte ein Ernstfall geprobt werden, wie er sich durchaus ereignen kann. Am Morgen des 24. Novembers 2022 gegen 10:00 Uhr ereignete sich ein schweres Erdbeben. Wie Mainichi berichtete, wurde für den Bezirk Tennoji eine Stärke von unter 6 nach der japanischen 7-Stufigen-Skala zugrunde gelegt.
Nach dem Erdbeben gingen Mitarbeitern mit Helmen durch den Zoo, um die Schäden zu begutachten und Informationen über mögliche Verletzte zu sammeln. Zusammen mit der Feuerwehr, die zum ersten Mal an einer solchen Übung teilnahm, kümmerten sich die Mitarbeiter um die Verletzten. In der Zwischenzeit wurde die Information verbreitet, dass ein Löwe aus seinem Gehege entkommen sei. Der Löwe wurde dabei von einem Mitarbeiter des Zoos gespielt und trug zu diesem Zwecke ein Kostüm.
Zweck der Sicherheitsübung war es, zu simulieren, wie man sich bei entlaufenen Löwen, oder anderen Raubtieren, aufgrund eines Erdbebens und den darauffolgenden Schäden an den Gehegen verhalten müsse. Um das Ganze noch realistischer zu gestalten, fand die Übung während der normalen Öffnungszeiten und unter den Augen der Zoo-Besucher statt.
Abläufe verinnerlichen
Der „Löwe“ nutzte einen umgestürzten Baum, um seinem Gehege zu entkommen. Anschließend stolzierte er eine Weile unbehelligt durch die Besucher. In einem Video ist sogar zu sehen, wie er sich
Eine kurze Auszeit in einem Picknickbereich gönnt, bevor er einen der Wärter angriff und verletzte. Die Mitarbeiter des Zoos drängten den „Löwen“ schließlich mit Netzen und Schilden in die Enge. Nachdem dann der Tierarzt das Betäubungsgewehr anlegte und schoss, gab sich der plüschige Löwe theatralisch geschlagen und konnte eingefangen werden. Sicher in ein Netz verschnürt wurde er abtransportiert.
「ライオンが逃げてます!」
“巨大地震でライオンが脱走!”という想定の訓練が、大阪の天王寺動物園で行われました。https://t.co/wsU8O7W6uY#nhk_video pic.twitter.com/Sq319gnCez
— NHKニュース (@nhk_news) November 24, 2022
Natürlich geschah das alles streng nach Lehrbuch. Denn was zu tun ist, wenn ein wildes Tier entkommt, ist genau geregelt. Ziel der Übung ist es solche Situationen den Mitarbeitern näher zu bringen und die Abläufe für den Ernstfall zu proben. Grade bei Katastrophenfällen kann es immer wieder vorkommen, dass gefährliche Tiere aus ihren Käfigen entkommen und Tierpfleger oder Besucher anfallen können. Wie die japanischen Medien berichten, haben ungefähr 50 Angestellte des Zoos, zusammen mit Feuerwehrleuten und einigen Freiwilligen an der Übung teilgenommen.
„Die einzige Möglichkeit, sich auf eine Katastrophe vorzubereiten, die jederzeit eintreten kann, ist, wiederholt zu trainieren. Wir möchten die in diesem Fall gewonnenen Erkenntnisse bei der Ausarbeitung neuer Handbücher und bei künftigen Katastrophen nutzen“, erklärt Takeru Mukai, Direktor des Tennoji Zoos, gegenüber der NHK.