Zwölf Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima hat Japans Oberstes Gericht den Freispruch von drei Ex-Managern des Kraftwerksbetreibers Tepco bestätigt. Wie ein Sprecher des Gerichts am Mittwoch mitteilte, bestätigte es die Einschätzung der Vorinstanz, dass den Tepco-Managern im Zusammenhang mit dem folgenschweren Unglück kein Fehlverhalten vorgeworfen werden könne. Aktivisten, die sich für eine strafrechtliche Verurteilung der Männer eingesetzt hatten, reagierten enttäuscht.
Aktivisten enttäuscht von Urteil
2019 hatte zunächst ein Bezirksgericht in Tokyo den früheren Tepco-Chef Tsunehisa Katsumata und die früheren Tepco-Vizepräsidenten Sakae Muto and Ichiro Takekuro für unschuldig erklärt. Das Oberste Gericht bestätigte nun, die Tepco-Manager hätten nicht voraussehen können, dass ein Tsunami mit Wellen von mehr als zehn Metern das Kraftwerk treffen und beschädigen könnte.
„Wie soll ich dieses Urteil den Kindern in Fukushima erklären, die so viel durchgemacht haben„, sagte die aus Fukushima stammende 68-jährige Aktivistin Etsuko Kudo, die mit anderen vor dem Gerichtsgebäude in Tokyo demonstrierte, der Nachrichtenagentur AFP.
„Es ist unglaublich, dass Menschen, die verantwortlich für solch eine riesige Katastrophe sind, davonkommen, ohne strafrechtlich verantwortlich gemacht zu werden“.
Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986. Infolge des Bebens und des Tsunamis starben etwa 18.500 Menschen.
Behörden sehen auch indirekte Folgen des Atomunglücks
Durch die Atomkatastrophe selbst kam am Tag des Unglücks niemand ums Leben. Indirekt ist sie nach Ansicht der japanischen Behörden jedoch für tausende Todesfälle verantwortlich. Diese seien auf die Verschlechterung der Lebensbedingungen der vielen aus der Region umgesiedelten Menschen zurückzuführen.
Die Umgebung des Kraftwerks war großflächig radioaktiv verstrahlt worden, viele Gebiete wurden unbewohnbar, der Rückbau der Reaktoren wird laut Schätzungen bis zu 40 Jahre dauern. Die japanische Regierung hatte vergangene Woche ihr Vorhaben bekräftigt, noch in diesem Jahr mehr als eine Million Tonnen aufbereitetes Wasser aus dem havarierten Atomkraftwerk ins Meer zu leiten.
Weitere Angeklagte zivilrechtlich zu Entschädigungszahlungen verurteilt
Bereits der Freispruch für die drei ehemaligen Tepco-Manager im Jahr 2019 hatte vor allem bei ehemaligen Bewohnern der Region um das Atomkraftwerk für Empörung gesorgt. In einem Zivilprozess wurden die drei Männer und ein weiterer Tepco-Manager hingegen im vergangenen Jahr zur Zahlung der enormen Summe von ungefähr 95,8 Milliarden Euro (13,32 Billionen Yen) verurteilt.
Anwälten zufolge handelte es sich dabei um die höchste Entschädigung, die jemals in einem Zivilprozess in Japan zugesprochen wurde. Die Summe sei jedoch symbolischer Natur, da der Betrag die finanziellen Möglichkeiten der Beklagten weit übersteige.
Bei einer strafrechtlichen Verurteilung hätten den Managern Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren gedroht. Die Anklage hatte ihnen eine Mitverantwortung für den Tod von 44 Patienten eines nahe dem Akw gelegenen Krankenhauses zur Last gelegt, die nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima verlegt werden mussten.