Japan hat am Dienstag ein Pilotprojekt gestartet, bei dem die „Pille danach“ rezeptfrei verkauft wird. Aktivisten kritisierten das Programm jedoch als viel zu klein und forderten die Aufhebung aller Beschränkungen.
Rechtsgruppen beklagen seit langem, dass das Notfallverhütungsmittel im sozial konservativen Japan nur mit einem ärztlichen Rezept und dem Gang in eine Klinik oder Apotheke erhältlich war. Dies schrecke viele Frauen ab, insbesondere Vergewaltigungsopfer und Mädchen im Teenageralter, so die Aktivisten.
Im Rahmen des Pilotprojekts sollte die Pille, die eine Schwangerschaft innerhalb von 72 Stunden nach dem Sex verhindern kann, aber mit der Zeit an Wirksamkeit verliert, in 145 Apotheken erhältlich sein. Laut der Website der Japan Pharmaceutical Association müssen Frauen jedoch nach wie vor einen Ausweis vorlegen und die Pille in Gegenwart eines Apothekers einnehmen. Das Mindestalter für den rezeptfreien Kauf liegt bei 16 Jahren, wobei Personen unter 18 Jahren von einem Elternteil oder Erziehungsberechtigten begleitet werden müssen. Der Preis wurde auf ungefähr 43,00 – 56,00 Euro (7.000-9.000 Yen) festgelegt. Die Kampagnengruppe Emergency Contraceptives at Pharmacies Project erklärte, der Versuch sei nicht ausreichend.
„Die Auswahl der Apotheken war sehr streng. Die Pille ist nur in 145 Apotheken erhältlich, das sind 0,2 Prozent der insgesamt 60.000 Apotheken in Japan“, sagte die Mitvorsitzende der Organisation, Asuka Someya, gegenüber Reportern.
Someya sagte auch, dass das Erfordernis der elterlichen Zustimmung hohe Hürden für Minderjährige aufstellt.
„Es gibt viele, die sagen, dass sie mit ihren Eltern nicht über eine mögliche Schwangerschaft sprechen können. Es wird schwierig sein, wenn sie über ihre sexuellen Erfahrungen und die Sorge um eine Schwangerschaft sprechen müssen“, sagte sie. „Wir haben das Gesundheitsministerium erneut aufgefordert, die Pille uneingeschränkt und schnell in den Apotheken verfügbar zu machen“, so Someya weiterhin.
Das Pilotprojekt folgt auf eine überwältigend positive Reaktion auf eine öffentliche Konsultation des Gesundheitsministeriums in diesem Jahr, bei der sich 97 Prozent der 46.000 Befragten dafür aussprachen.
Die Weltgesundheitsorganisation erklärt auf ihrer Website, dass die Notfallverhütung „routinemäßig in alle nationalen Familienplanungsprogramme aufgenommen werden sollte„. In mehr als 90 anderen Ländern ist die „Pille danach“ nach Angaben von Aktivisten rezeptfrei erhältlich.