Vier der fünf japanischen Ex-Soldaten, die in einem viel beachteten Fall beschuldigt wurden, eine Kollegin sexuell missbraucht zu haben, bestritten am Mittwoch die Vorwürfe, obwohl sie sich zuvor bei dem Opfer entschuldigt hatten, so Berichte.
Die Kehrtwende erfolgte während der ersten Anhörung in einer Zivilklage der ehemaligen Soldatin Rina Gonoi, deren Aussage eine seltene öffentliche Debatte über sexuelle Übergriffe in Japan ausgelöst hat. Die 23-jährige Gonoi behauptet, sie sei während ihrer Zeit in der Armee von mehreren männlichen Kollegen belästigt worden.
Sie fordert von ihren Angreifern ungefähr 36.400 Euro (5,5 Millionen Yen) wegen psychischer Belastung und ca. 13.200 Euro (zwei Millionen Yen) von der Regierung, weil sie es versäumt hat, die Übergriffe zu verhindern oder sie angemessen zu untersuchen. In einem anderen Strafverfahren wurden im März drei Ex-Soldaten wegen sexuellen Missbrauchs von Gonoi angeklagt.
Bei der Anhörung am Mittwoch sagten vier der fünf Ex-Soldaten, es habe „keine sexuelle Gewalt gegeben“ und sie hätten Judoübungen gemacht, berichteten japanische Medien, darunter die Fernsehsender TBS und TV Asahi. Der fünfte gab die Vorwürfe zu und strebt den Berichten zufolge einen Vergleich an.
Im Oktober hatten sich vier der fünf Männer privat bei Gonoi entschuldigt, wobei unklar war, ob es sich dabei um dieselben vier handelte, die später die Vorwürfe bestritten.
„Ich bin jetzt überzeugt, dass ihre Entschuldigungen nur eine leere Geste waren“, sagte Gonoi nach der Anhörung zu Reportern. „Worte können die Traurigkeit, Frustration und Wut, die ich empfunden habe, nicht beschreiben“, fügte sie über ihre Reaktion auf die Dementis hinzu.
Die Kehrtwende der Ex-Soldaten kam auch, obwohl der Staat Berichten zufolge bei der Anhörung zugegeben hatte, dass Gonoi sexuelle Gewalt angetan worden war. Eine interne Untersuchung des Verteidigungsministeriums im September bestätigte mehrere Fälle von Übergriffen gegen sie. Anfang dieses Jahres sagte Gonoi in einem Interview mit AFP, dass sie nach ihrem Eintritt in das Militär im Jahr 2020 täglich Belästigungen erlebt habe.
Während einer Übung im Jahr 2021 wurde sie von drei Kollegen zu Boden gedrückt, ihre Beine wurden gespreizt und jeder drückte wiederholt seinen Schritt gegen sie, sagte sie. Sie meldete den Vorfall, doch eine interne Untersuchung kam zu dem Schluss, dass es nicht genügend Beweise für ein weiteres Vorgehen gab. Erst als Gonoi an die Öffentlichkeit ging und eine Petition einreichte, wurde der Fall wieder aufgenommen und eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet.