Drei Tage nach dem beinahe katastrophalen Zusammenstoß mit einem Flugzeug der Küstenwache auf dem Tokyoter Flughafen Haneda haben japanische Arbeiter am Freitag damit begonnen, die verbrannten Wrackteile eines Passagierflugzeugs zu beseitigen.
Fünf der sechs Besatzungsmitglieder des kleineren Flugzeugs kamen bei dem Zwischenfall am Dienstag ums Leben, aber alle 379 Menschen an Bord des Airbus der Japan Airlines konnten evakuiert werden, kurz bevor das Flugzeug in Flammen aufging.
Fernsehbilder aus Haneda, einem der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt, zeigten, wie Bagger mit Schneidegeräten die Tragflächen und den verkohlten Rumpf zersägten, während Flugzeuge auf den benachbarten Landebahnen starteten und landeten.
Eine Sprecherin der japanischen Küstenwache sagte, dass auch Räumungsarbeiten im Gange seien, um die verstümmelten Überreste des Flugzeugs zu entfernen, das auf dem Weg zu einer Hilfslieferung für das erdbebengeschädigte Zentraljapan gewesen war.
Bei der abendlichen Kollision explodierte ein Feuerball und schwarzer Rauch unter dem JAL-Flugzeug, als es über die Landebahn raste, nachdem es das Flugzeug der Küstenwache auf dem Rollfeld getroffen hatte.
Auf Videos, die von Passagieren aufgenommen wurden, waren leuchtend orangefarbene Flammen aus den Flugzeugfenstern zu sehen, während Babys weinten und Menschen riefen, dass die Türen geöffnet werden sollten.
In einem Clip ist eine junge Stimme zu hören, die schreit: „Bitte lassen Sie uns raus. Bitte. Bitte macht sie auf. Macht sie einfach auf. Oh, Gott.“
Alle 367 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder entkamen über Notrutschen und konnten innerhalb von 20 Minuten das Flugzeug verlassen, wobei nur zwei Personen leichte Verletzungen erlitten, so JAL. Kurz darauf brannte das gesamte Flugzeug lichterloh, und Dutzende von Löschfahrzeugen versuchten, das Feuer zu löschen.
Kein „Sichtkontakt“
Die Ursache des Unglücks wird derzeit untersucht, wobei Spezialistenteams aus Frankreich, Großbritannien und Kanada anreisen, um bei den Ermittlungen zu helfen.
Der Flugschreiber und der Stimmenrekorder des Küstenwachflugzeugs wurden gefunden, ebenso wie der Flugschreiber des Passagierflugzeugs.
Laut einer von der japanischen Regierung veröffentlichten Mitschrift wurde der Japan-Airlines-Flug JAL-516 um 17:44 Uhr von der Flugsicherung zur Landung freigegeben. Auf dem Rollfeld erhielt das Flugzeug der Küstenwache 15 Sekunden später die Anweisung, „zum Haltepunkt C5“ am Rande der Landebahn zu rollen. Der Pilot bestätigte den Befehl unmittelbar danach, wie aus der Niederschrift hervorgeht. Etwa zwei Minuten später landete das Flugzeug der Japan Airlines und stieß mit der DHC-8 der Küstenwache zusammen, was darauf hindeutet, dass letztere auf die eigentliche Landebahn gefahren war.
Der Sender NHK teilte am Freitag mit, dass eine seiner Kameras in Haneda aufgezeichnet habe, wie das Flugzeug der Küstenwache von einem Rollweg aus auf die Landebahn gefahren sei und etwa 40 Sekunden vor der Kollision zum Stehen kam. Der Kapitän des Küstenwachen-Flugzeugs, Genki Miyamoto, der einzige Überlebende, sagte unmittelbar nach dem Unfall, er habe die Erlaubnis gehabt, zu starten, berichtete NHK.
Die JAL-Besatzung hatte keinen „Sichtkontakt“ mit dem anderen Flugzeug, obwohl einer von ihnen kurz vor dem Aufprall „ein Objekt“ sah, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Donnerstag gegenüber AFP.
„Nach der Landung und zu dem Zeitpunkt, als die Vorderräder den Boden berührten oder kurz davor waren, sagten sie, dass sie einen Aufprall spürten“, so der Sprecher.
Experten sagten, es sei bemerkenswert, dass die Passagiere offenbar ihre Habseligkeiten im Flugzeug zurückgelassen haben, darunter mindestens ein Hund und eine Katze.
„Die Passagiere schienen die Anweisungen wie aus dem Lehrbuch befolgt zu haben“, sagte Terence Fan, ein Experte für die Luftfahrtbranche von der Singapore Management University, gegenüber AFP. „Genau dafür sind Evakuierungsrichtlinien konzipiert – die Flugzeugzelle selbst ist letztendlich nicht dazu gedacht, den Brand zu überleben.“
