In Indien haben Rettungskräfte einen zehnjährigen Jungen nach vier Tagen aus einem engen Brunnenschacht gerettet. Der gehörlose Rahul Sahu sei „dank der Gebete aller und der unermüdlichen Anstrengungen des Rettungsteams sicher gerettet worden„, schrieb der Ministerpräsident des Bundesstaates Chhattisgarh am Dienstag im Online-Dienst Twitter. Der Junge war am Freitag in den 24 Meter tiefen Brunnen im Hof seines Elternhauses gestürzt.
Jeetendra Shukla, Leiter der örtlichen Bezirksverwaltung, sagte zu Journalisten, der Junge sei „am Leben, aber schwach“ und in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht worden. In dem Brunnen sei eine Schlange gesehen worden, doch der Junge habe „beispielhaften Mut bewiesen“ und sei ruhig geblieben, fügte er hinzu.
Für die Rettung hatte der Katastrophenschutz mit Unterstützung des Militärs einen Tunnel neben dem Brunnenschacht ausgehoben. Schlechtes Wetter, giftige Schlangen und Skorpione, die bei den Grabungen aufgescheucht worden waren, hatten die Rettungsbemühungen aber behindert. Auch hartes Gestein unter der Erde verlangsamte den Tunnelbau, wie ein Regierungssprecher sagte.
Der Junge wurde über eine in den Brunnenschacht hinuntergelassene Kamera überwacht und über eine Sauerstoffleitung mit frischer Luft versorgt. Dass er weder sprechen noch hören kann, erschwerte die Rettungsaktion zusätzlich.
Nicht abgedeckte Brunnen sind in indischen Bauerndörfern weit verbreitet. Immer wieder sterben Kinder, die in solche Brunnen fallen. Im Jahr 2019 konnte ein zweijähriges Kind nach einer viertägigen Rettungsaktion nur noch tot aus einem Brunnen im nördlichen Bundesstaat Punjab geborgen werden. Im selben Jahr wurde ein anderthalbjähriges Kind im benachbarten Bundesstaat Haryana gerettet, das zwei Tage in einem Brunnen gesteckt hatte.
Der Fall von Rahul erinnert auch an das Schicksal des zweijährigen Julen in Spanien 2019: Der Junge war damals 100 Meter tief in ein Bohrloch von nur 25 Zentimetern Durchmesser gefallen. Julen konnte nach 13 Tagen nur noch tot geborgen werden.