Der britische Horrorfilm „Winnie-the-Pooh: Blood and Honey“ wird in Hongkong und Macau nicht in die Kinos kommen, teilte der Verleih am 21. März 2023 mit, nur wenige Tage vor dem geplanten Kinostart.
Der Rückzug des Films unterstreicht die wachsende Kultur der Selbstzensur in Hongkong, da Peking die künstlerischen Freiheiten in der Finanzmetropole immer stärker einschränkt. Kritiker sagen, die Filmindustrie sei gezwungen worden, sich anzupassen.
Der chinesische Präsident Xi Jinping wurde verspottet, weil er wie die Kinderbuchfigur Winnie Puuh aussieht, seit 2013 Bilder veröffentlicht wurden, die Xi neben dem schlanken ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama zeigten.
Der Verleiher VII Pillars Entertainment drückte in einem Facebook-Post „großes Bedauern“ über die Absage aus, nannte aber keinen Grund.
Das Hongkonger Amt für Film-, Zeitungs- und Artikelverwaltung teilte mit, es habe eine Freigabebescheinigung für „Blood and Honey“ ausgestellt, was bedeutet, dass der Film nicht offiziell zensiert worden ist. Das Amt erklärte, es werde sich nicht zu „kommerziellen Entscheidungen“ der Kinos bezüglich der Filmvorführungen äußern.
Der Veranstalter einer Vorabvorführung von „Blood and Honey“ hatten tags zuvor die Veranstaltung unter Angabe nicht näher genannter technischer Gründe abgesagt.
Der Indie-Film, der nach Angaben seiner Macher einen „brutalen Amoklauf“ von Puuh und seinem Kumpel Ferkel schildert, stößt im Internet auf großes Interesse, obwohl er von den Kritikern abgelehnt wird.
Symbol des Protestes
AA Milnes liebenswerter, aber begriffsstutziger Bär mit einer Schwäche für Honig wurde in den letzten Jahren auch außerhalb der chinesischen Grenzen als Symbol für den Protest gegen Xi verwendet.
Als Reaktion darauf hat China das Meme weithin aus dem Internet entfernt, das innerhalb seiner Grenzen zugänglich ist. Peking lehnte 2018 die Veröffentlichung des Disney-Films „Christopher Robin“ ab, in dem Pooh eine Rolle spielte.
In Hongkong mangelte es einst nicht an Filmen, die sich kritisch mit dem von der Kommunistischen Partei geführten China auseinandersetzten. Regisseure und Filmverleiher genossen kreative Freiheiten, die es auf dem Festland nicht gab.
Nach den massiven und oft gewalttätigen Protesten für mehr Demokratie im Jahr 2019 ging Peking jedoch rigoros gegen Andersdenkende in Hongkong vor. Der Gesetzgeber in Hongkong änderte 2021 die Filmzensurbestimmungen, so dass Werke aus Gründen der nationalen Sicherheit verboten werden können. Die Vorführung von nicht genehmigten Filmen kann mit einer Geldstrafe von ungefähr 116.000 Euro (127.000 US-Dollar) und bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden.