Eine Folge von „Die Simpsons„, in der von „Zwangsarbeitslagern“ in China die Rede ist, ist auf dem Streamingdienst Disney+ in Hongkong nicht mehr zu finden. Und das inmitten wachsender Bedenken wegen der Zensur.
Ein Satz reichte, um ganze Folge zu streichen
Hongkong rühmte sich einst großer künstlerischer und kultureller Freiheiten im Vergleich zum chinesischen Festland. Die Behörden sind jedoch, nach den Demokratieprotesten 2019, hart gegen Andersdenkende vorgegangen und haben auch die Filmzensur verschärft.
Episode 2 der 34. Staffel der US-Zeichentrickserie enthielt die Zeile: „Seht die Wunder von China. Bitcoin-Minen, Zwangsarbeitslager, in denen Kinder Smartphones und Romantik herstellen.“
„One Angry Lisa„, wie die Folge im Original heißt und im vergangenen Oktober zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, konnte über eine Hongkonger Verbindung nicht auf Disney+ abgerufen werden. Wie die AFP jedoch bestätigte, ist die Folge anderswo verfügbar.
Es ist das zweite Mal innerhalb von drei Jahren, dass die Hongkong-Version des Streaming-Dienstes eine Simpsons-Folge, die China persifliert, nicht mehr zeigt. In der zuvor betroffenen Folge besuchten die Simpsons den Tiananmen-Platz in Peking – den Ort der tödlichen Niederschlagung der Demokratieproteste im Jahr 1989 – und fanden dort ein Schild mit der Aufschrift: „Auf diesem Platz ist 1989 nichts passiert.“
Gesetzt zur nationalen Sicherheit als Grund für Zensur
Disney gab nicht sofort einen Kommentar ab, während die Regierung von Hongkong erklärte, sie kommentiere nicht die Entscheidungen einzelner Unternehmen.
Im Jahr 2021 verabschiedete Hongkong Zensurgesetze, die Sendungen verbieten, die gegen ein umfassendes Gesetz zur nationalen Sicherheit verstoßen könnten, das China der Stadt auferlegt hat. Seitdem haben die Zensoren Regisseure aufgefordert, ihre Filme zu kürzen, und anderen die Genehmigung zur Ausstrahlung verweigert. Diese Vorschriften gelten nicht für Streaming-Dienste. Die Behörden haben dennoch gewarnt, dass Online-Plattformen trotzdem unter das nationale Sicherheitsgesetz fallen, das die weit gefassten Straftaten Subversion, Sezession, Terrorismus und geheime Absprachen mit ausländischen Kräften unter Strafe stellt.
Zwangsarbeit weiterhin abgestritten
In den letzten Jahren wurde Hollywood vorgeworfen, sich Chinas Zensurregime zu beugen, um den riesigen Kundenstamm und die milliardenschweren Einspielergebnisse des Landes zu nutzen.
Im Jahr 2020 geriet Disney in die Kritik, weil es die Neuverfilmung von Mulan in Xinjiang gedreht hatte, wobei den örtlichen Regierungsbehörden im Abspann gedankt wurden.
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Vereinten Nationen stellte fest, dass die Vorwürfe über Folter und Zwangsarbeit in der Region Xinjiang im äußersten Westen glaubwürdig sind. Peking weißt diese Anschuldigungen vehement zurück. Rechtsgruppen behaupten, dass mehr als eine Million Uiguren und andere muslimische Minderheiten inhaftiert sind, was nach Ansicht des US-Außenministeriums und anderer Organisationen einem Völkermord gleichkommt.