Thailands Hauptstadt Bangkok hat am Sonntag erstmals seit fast einem Jahrzehnt Gouverneurswahlen abgehalten. Rund vier Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, zwischen den 30 Kandidaten zu entscheiden. In den Wahllokalen waren Corona-Restriktionen mitsamt Fiebermessen in Kraft.
Seit einem Putsch im Jahr 2014, durch den Ex-Armeechef Prayut Chan-O-Cha Thailands Regierungschefs wurde, waren in Bangkok keine Gouverneurswahlen mehr abgehalten worden. Der Posten wurde durch die thailändische Regierung besetzt.
Bei der Wahl am Sonntag standen praktische Herausforderungen der Zehn-Millionen-Einwohner-Metropole wie etwa Müllbeseitigung und Lärmschutz im Vordergrund. Der aussichtsreichste Kandidat, Chadchart Sittipunt, kam mit dem Rad zum Wahllokal, um seine Stimme abzugeben. Der frühere thailändische Verkehrsminister, der beim Putsch von 2014 abgesetzt wurde und nun als unabhängiger Kandidat antrat, hat versprochen, die Verkehrsprobleme der Metropole zu lösen.
Sein Rivale, der von Regierungschef Prayut unterstützte Amtsinhaber Aswin Kwanmuang, hat unter anderem einen besseren Schutz der Hauptstadt vor Überflutungen zugesagt. In seinen sechs Amtsjahren hat er in dieser Frage allerdings kaum etwas bewirkt und geriet diese Woche in die Kritik, als Teile Bangkoks nach heftigen Regenfällen überschwemmt wurden.
Der Politik-Experte Thitinan Pongsudhirak von der Chulalongkorn-Universität sagte, die Gouverneurswahl werde ein Stimmungsbild liefern, wie sehr die Hauptstädter bereit seien, Kandidaten des royalistischen und militärischen Establishments zu unterstützen.
„Bangkok ist nicht Thailand, aber die Gouverneurswahl in Bangkok wird ein Vorbote für bevorstehende größere Wahlen sein“, sagte der Experte.