Wütende Reaktionen auf Berichte im Internet über den Tod einer Jugendlichen in einer Quarantäne-Einrichtung hat Chinas Zensur auf den Plan gerufen: Bis Freitagnachmittag waren fast alle Spuren des mutmaßlichen Vorfalls aus dem chinesischen Internet gelöscht und die dazugehörigen Hashtags im Kurzbotschaftendienst Weibo blockiert.
China und die Zensur
In den chinesischen Online-Netzwerken war in den vergangenen Tagen von dem Tod einer 14-Jährigen in einem Quarantäne-Zentrum der Stadt Ruzhou berichtet worden, nachdem ihr dort trotz einer schweren Erkrankung zunächst jegliche medizinische Hilfe verweigert worden sei. Auf Videos war ein offenbar unter Krampfanfällen leidendes Mädchen in einem Stockbett zu sehen, während andere in dem Raum nach Hilfe rufen.
„Anfangs ging es der Kleinen gut“, erklärte eine Frau, die als Tante des Mädchens bezeichnet wurde, in einem anderen Video. Dann aber habe die 14-Jährige in der Quarantäne hohes Fieber bekommen, „und nun ist sie tot“. Die örtlichen Gesundheitsbehörden hätten nicht auf Anrufe reagiert, obwohl sich das Kind in Lebensgefahr befunden habe.
Die Nachrichtenagentur AFP konnte die Videos nicht verifizieren. Bitten an die zuständigen Behörden der Stadt um eine Stellungnahme blieben zunächst unbeantwortet.
Die Berichte sorgten für neuerliche wütende Reaktionen auf Pekings kompromisslose Null-Covid-Politik. Immer wieder werden Millionenstädte wegen einzelner Corona-Ausbrüche unter wochenlange Ausgangssperren gestellt, Menschen werden oftmals gegen ihren Willen in Quarantäne-Zentren eingewiesen. Inzwischen leidet neben den Betroffenen auch die chinesische Wirtschaft zunehmend unter der Strategie.
Der Vorfall kommt der herrschenden Kommunistischen Partei ungelegen: Derzeit findet ihr einwöchiger Parteitag statt, bei dem sich Präsident Xi Jinping eine dritte Amtszeit sichern will. Die Staatspropaganda und der Sicherheitsapparat sind in erhöhter Alarmbereitschaft.