Singapurs Pferderennsportgemeinde äußerte sich am Dienstag verärgert und betrübt über die bevorstehende Schließung der einzigen Rennbahn des Stadtstaates, die nach mehr als 180 Jahren das Ende des Sports in Singapur bedeutet.
Das letzte Rennen wird der 100. Grand Singapore Gold Cup im Oktober nächsten Jahres sein, teilte der Singapore Turf Club (STC) mit. Danach wird das Gelände an die Regierung zurückgegeben, um es zu bebauen.
Der Club wurde 1842 von einem schottischen Kaufmann und anderen Pferderennsportbegeisterten gegründet. Die heutige Rennbahn in Kranji wurde im Jahr 2000 eröffnet und ersetzte die alte Bukit Timah-Rennbahn.
„Wir sind traurig über die Entscheidung der Regierung, den Club zu schließen“, sagte der Vorsitzende des STC, Niam Chiang Meng, in einer Pressemitteilung. „Gleichzeitig haben wir Verständnis für den Landbedarf Singapurs, einschließlich des Wohnungsbaus und anderer potenzieller Nutzungen wie Freizeit und Erholung.“
Das STC räumte ein, dass die Besucherzahlen auf der Rennbahn in den letzten zehn Jahren rückläufig waren, aber viele in der eng verbundenen Branche waren von der Ankündigung vom Montag überrascht.
Jockey Jerlyn Seow sagte, sie habe sich „schlecht“ gefühlt, als sie die Nachricht hörte.
„Ich hatte das Gefühl, meinen Traum zu leben, aber jetzt ist er zerplatzt“, sagte die 29-Jährige laut dem in Singapur ansässigen Channel NewsAsia. „Warum will die Regierung diesen historischen Industriezweig schließen, wo es doch in Singapur kaum Freizeit und Unterhaltung gibt? Es ist ein Fehler.“
Lokalen Medien zufolge gibt es in dem Club etwa 700 Rennpferde. Den Rennpferdebesitzern und -trainern wird Unterstützung für die Pflege und den Export der Pferde angeboten, so das STC.
Das Land wird 2027 an die Regierung zurückgegeben, und das 120 Hektar große Gelände wird für den Wohnungsbau, einschließlich des öffentlichen Wohnungsbaus, genutzt werden.
„Singapur ist ein Stadtstaat mit begrenztem Land“, erklärten das Ministerium für nationale Entwicklung und das Finanzministerium in einer gemeinsamen Erklärung. „Die Regierung überprüft ständig ihre Flächennutzungspläne, um den heutigen Bedarf zu decken und gleichzeitig sicherzustellen, dass genügend Land für künftige Generationen vorhanden ist.“
Sinkende Besucherzahlen
Das erste Rennen in Singapur fand 1843 auf der Farrer Park-Rennbahn statt, aber der Sport wuchs über das Gelände hinaus und die Rennen wurden nach Bukit Timah verlegt. Nach Angaben des STC wurde sie 1933 vor 5.000 Zuschauern eröffnet.
Im Jahr 1972 kamen schätzungsweise mehr als 26.000 Zuschauer zum Queen Elizabeth II Cup, der zu Ehren der Monarchin, die ein großer Rennsportfan war, veranstaltet wurde. Sie besuchte den Club bei zwei Gelegenheiten.
In den 2000er Jahren erreichten die Preisgelder mit dem Singapore Airlines International Cup in Höhe von ungefähr 2,1 Millionen Euro (3 Mio. Sg$) und dem Singapore Airlines KrisFlyer International Sprint die Millionengrenze. Beide wurden im Jahr 2015 eingestellt.
Auch die Zuschauerzahlen gingen allmählich zurück. Indranee Rajah, eine zweite Ministerin der Regierung, sagte, dass die Besucherzahlen an Renntagen von 11.000 im Jahr 2010 auf 6.000 im Jahr 2019 zurückgingen. Bis zum Ende der Pandemie sei die Zahl auf 2.600 gesunken, schrieb sie in einem Facebook-Post.
„Dies ist kein Einzelfall in Singapur. Die globale Pferderennszene verändert sich mit dem Aufkommen neuer Trends“, fügte sie hinzu.
Aber das war kein Trost für die Rennsport-Community, die ins Wanken geraten war.
„Die Beteiligten und die gesamte Branche wurden nicht konsultiert“, sagte Eric Koh vom Team Cheval gegenüber The Straits Times.
Auch die Wettkunden und Rennfans reagierten enttäuscht.
„Was für eine Schande! 180 Jahre Tradition einfach so weg? War es wirklich eine schwierige Entscheidung? Was wurde getan, um sie zu bewahren?“, schrieb einer auf dem Facebook-Post des STC, in dem die Schließung angekündigt wurde.
