In Singapur ist zum ersten Mal seit 2019 die Todesstrafe vollstreckt worden. Ungeachtet der Proteste der UNO und von Menschenrechtsgruppen wurde der 68-jährige Abdul Kahar Othman am Mittwoch nach Angaben von Aktivisten wegen Drogenhandels hingerichtet. „Wir alle sollten uns für das schämen, was der Staat heute in unserem Namen getan hat„, schrieb die Menschenrechtlerin Kirsten Han auf Twitter. Eine Vertreterin einer Unterstützungsgruppe für Menschen, deren Angehörige zum Tode verurteilt wurden, bestätigte die Hinrichtung.
Bereits mehrfach wegen Drogendelikten verhaftet
Abdul Kahar gehörte der muslimischen Minderheit in Singapur an. Nach Angaben der NGO Transformative Justice Collective war er 2013 wegen Heroin-Handels festgenommen worden. Zwei Jahre später sei ein Todesurteil gegen ihn verhängt worden. Nach Angaben der NGO war Abdul Kahar erstmals im Alter von 18 Jahren inhaftiert worden und saß seitdem wegen Drogendelikten immer wieder im Gefängnis.
Singapur gehört zu den mehr als 30 Ländern weltweit, in denen Drogendelikte laut Amnesty International immer noch mit der Todesstrafe geahndet werden. Die UNO hatte die Behörden in Singapur am Dienstag dazu aufgerufen, das Urteil gegen Abdul Kahar nicht zu vollstrecken. „Wir sind besorgt über den Anstieg der angekündigten Hinrichtungen in diesem Jahr„, erklärte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte.
Letzter Einspruch wurde ebenfalls abgewiesen
Am Dienstag hatte die Justiz in Singapur den letzten Einspruch eines geistig behinderten Malaysiers gegen dessen Todesurteil abgewiesen. Der Oberste Richter Singapurs, Sundaresh Menon, erklärte, der Einspruch habe „keine sachliche und rechtliche Grundlage„. Dem 2009 wegen einer kleinen Menge Heroin verhafteten Nagaenthran K. Dharmalingam sei ein „ordnungsgemäßes Verfahren“ gewährt worden. Anfang März waren bereits in drei weiteren Fällen Einsprüche gegen Todesurteile abgewiesen worden.