Mit dem überraschenden Team-Silber retten die Alpinen ihre Olympia-Bilanz. Der Coup kommt nach „harten Schlägen in die Magengrube“ einer Erlösung gleich.
Peking (SID) Der eiskalte Sturm fegte das Silber-Quintett beinahe vom Podium, doch nicht nur Lena Dürr war nach dem befreienden Olympia-Finale so richtig warm ums Herz. „Es war gut auszuhalten“, sagte die Team-Leaderin und lachte, in diesem Glücksmoment habe sie „puren Genuss und Freude“ empfunden, „dass wir da stehen dürfen“.
Nach den medaillenlosen Spielen 2018 und all den Enttäuschungen am vermaledeiten Xiaohaituo war der Coup im Mannschafts-Wettbewerb für die gebeutelten Skirennläufer eine „Erlösung“, wie Alpinchef Wolfgang Maier meinte. „Ende gut, alles gut“, sagte er, „wir sind sehr happy, die Medaille tut uns extrem gut.“
Wie ein „harter Schlag in die Magengrube“ hätten sich all die vierten, siebten und achten Plätze in den zwei Wochen zuvor angefühlt, sagte Maier dem SID. Er sei „sehr stolz“ auf seine Sportler, hatte er bereits am Samstag tapfer betont, „aber es ist kein Killer drin“. Dafür viele Teamplayer, die bei äußerst herausfordernden Bedingungen als verschworener Haufen doch noch das von Maier lange schmerzlich vermisste „Schwein“ im Rennfahrer entdeckten.
Nach teils dramatischen Siegen auf der windumtosten „Regenbogen“-Piste gegen Vize-Weltmeister Schweden, Pyeongchang-Olympiasieger Schweiz und die USA um den medaillenlosen Superstar Mikaela Shiffrin war einzig Topfavorit Österreich zu stark. Nur 0,19 Sekunden fehlten Dürr, Emma Aicher, Schmid, Linus Straßer und Julian Rauchfuss zu Gold.
Die Slalom-Vierte Dürr stach mit vier Siegen in vier Duellen in den Parallel-Rennen heraus, doch es war ein echter Teamerfolg: Vor dem Finale zog Straßer zurück, weil er sich bei beinahe irregulären Bedingungen mit heftigen Böen „ziemlich schwer“ tat – und schickte Rauchfuss in die Spur.
Oben auf dem zugigen „Stockerl“ dachten die fünf „Musketiere“ an Kira Weidle. Die Abfahrts-Vierte war als Ersatz vorgesehen, musste wegen ihrer Verpflichtungen im Weltcup und der Verlegung des Rennens um einen Tag aber vorzeitig abreisen. „Das ist auch für Kira“, hätten sie sich gesagt, berichtete Schmid, und die anderen nickten. Weidle ließ via Instagram die Korken knallen.
Maier würdigte seine Athleten auch für die Haltung, mit der sie ihre Niederlagen akzeptiert hätten. Künftig will er „das knallharte Ego“ fördern, ohne den in Peking so gelebten Teamgedanken zu beerdigen – eine schwere Aufgabe. Zumal Gnadenlosigkeit in diesem knüppelharten Sport oft in Verletzungen mündet, „das ist eine Gratwanderung“.
Einer, der dieses Rennfahrer-Gen wie kein Zweiter verkörpert, wurde in China schmerzlichst vermisst. Ohne Thomas Dreßen bezogen die Abfahrer die „größte Niederlage“, meinte Maier. Die gute Nachricht: Dreßen hat am Freitag nach langer Verletzungspause erstmals wieder die Abfahrtski angeschnallt. Sein schwer lädiertes Knie, teilte er freudig mit, habe sich „perfekt angefühlt“. Wie die Siegerehrung in Yanqing – trotz Sturm.
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