Medaillenträume früh geplatzt: Eishockey-Team fällt „auf die Schnauze“

Vier Jahre nach Silber von Pyeongchang ist das deutsche Eishockey-Team in Peking schon früh gescheitert. Mit dem 0:4 gegen die Slowakei verpasst die DEB-Auswahl das Viertelfinale.

Peking (SID) Nach dem bösen Erwachen aus goldenen Träumen fand nicht jeder sofort die richtigen Worte. „Keine Chance“, brummte Stürmer Tom Kühnhackl und stapfte nach dem frühen Olympia-Aus des deutschen Eishockey-Teams kommentarlos davon. Der krachende K.o. schon vor dem Kampf um die Medaillen schmerzte – erst recht, weil nach der Silbersensation von 2018 die Ziele so hoch waren.

„Wenn man auf die Schnauze fällt“, meinte Verteidiger Korbinian Holzer nach dem ernüchternden 0:4 (0:1, 0:2, 0:1) im Play-off um den Viertelfinaleinzug gegen die Slowakei, „dann heißt das nicht, dass man vorher eine große Klappe hatte. Wir haben mittlerweile Ansprüche.“ Vom Olympiasieg hatten die deutschen Spieler vor dem Turnier in Peking ganz offensiv geredet, mit dem Selbstbewusstsein der Erfolge der vergangenen Jahre. Doch wenn Edelmetall im Nationalen Hallenstadion verteilt wird, sind sie längst wieder zu Hause.

„Es ist nicht falsch, Träume zu haben“, sagte auch Kapitän Moritz Müller, einer von zehn verbliebenen Silberhelden von Pyeongchang, die das Wintermärchen vier Jahre später fortschreiben wollten. Aber: „Wir müssen ehrlich zu uns selber sein, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben.“

Im fernen Nordamerika hatte Silberschmied Marco Sturm mitgelitten. „Wir sind natürlich alle traurig und enttäuscht, dass dieses Turnier so früh geendet ist“, sagte der ehemalige Bundestrainer dem SID: „Man muss zugeben, dass wir nie richtig in unser Spiel gefunden haben und dass die anderen in dieser Woche einfach besser waren.“

Anders als in Südkorea gelang es der deutschen Nationalmannschaft nicht, sich nach schwachem Start zu steigern, in den K.o.-Spielen Höchstleistungen zu bringen und sich in einen regelrechten Rausch zu spielen. „Wir haben uns nie richtig freigeschwommen, nie unser Selbstbewusstsein so aufbauen können wie in den vorangegangenen Turnieren“, gab Müller zu. Als es in Peking um alles oder nichts ging, gelang – nichts.

„Wir haben gar keinen Zugriff aufs Spiel gekriegt“, meinte Angreifer Patrick Hager, und Holzer ergänzte: „Wir haben es nicht geschafft, unsere PS auf die Straße zu bringen.“ Nach dem unglücklichen 0:1, als Verteidiger Jonas Müller einen verirrten Schuss von Libor Hudacek ins eigene Tor lenkte (12.), fand der Weltranglistenfünfte und WM-Halbfinalist überhaupt kein Mittel, die Slowaken irgendwie unter Druck zu setzen. Viele Fehlpässe, kaum Torschüsse – die weiteren Gegentreffer durch Peter Cehlarik (28.), Michal Kristof (29.) und Marek Hrivik (58.) fielen zwangsläufig.

„Ich bin sehr enttäuscht“, sagte Marcel Noebels, der als bester DEL-Spieler der vergangenen beiden Jahre und absoluter Leistungsträger im Angriff überhaupt nicht in Schwung kam, „ich glaube, ganz Deutschland ist enttäuscht über unsere Niederlage.“

Für Bundestrainer Toni Söderholm war es der erste schmerzhafte Rückschlag, seit er vor drei Jahren die Nachfolge von Sturm angetreten hatte. „Wir waren nicht hart genug, nicht schnell genug, nicht auf dem Level“, analysierte der Finne, der sich zu seiner Zukunft nicht äußern wollte: „Ich weiß es nicht.“

Sein Vertrag mit dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) läuft nach der WM im Mai aus, Söderholm liebäugelt mit einem Wechsel ins Klub-Eishockey. Nach ersten Gesprächen wollte DEB-Sportdirektor Christian Künast nicht über den Stand der Dinge reden. „Absolut falsche Frage zum falschen Zeitpunkt“, sagte er. Nicht jeder fand sofort die richtigen Worte.

 

© 2008-2022 Sport-Informations-Dienst

 

Quelle:
2022 AFP

Weitere Themen

Über den Autor

Neuste Beiträge

Cookie Consent mit Real Cookie Banner