Im Kampf gegen die Gewalten verpassen die deutschen Skilangläufer im fast halbierten Marathon eine Überraschung. Alexander Bolschunow holt sein drittes Gold.
Peking (SID) Jonas Dobler sprintete tapfer um die gefrorene Ananas, danach trudelten auch seine Teamkollegen erschöpft, schockgefrostet und mit großer Verspätung ins Ziel: Im wohl eisigsten Rennen der Olympia-Geschichte haben die deutschen Skilangläufer eine Überraschung verpasst und sind im verkürzten Marathon von Peking klar an der erträumten Top-10-Platzierung vorbeigerannt.
„Es war solide. Aber beim Saisonhöhepunkt will man eben besser als solide sein“, sagte Dobler, der beim Olympiasieg von Alexander Bolschunow im aufgrund der Kälte und der eisigen Winde von 50 auf 28,4 km zusammengestauchten Königsdisziplin Platz 20 belegte: „Wenn bei dem Wind einmal eine Lücke aufgeht, machst du nichts mehr. Alleine bist du chancenlos.“
Dobler (Traunstein) war wie seine Teamkollegen Florian Notz (Römerstein/29.), Friedrich Moch (Isny/31.) und der von einem Stockbruch zurückgeworfene Lucas Bögl (Gaißach/33.) früh zurückgefallen. Im für das Gesamtbild eigentlich unbedeutenden Zielspurt kämpfte sich der 30-Jährige immerhin noch unter die besten 20 – 3:17 Minuten Rückstand waren allerdings stattlich.
„Ich habe selten einen 30er gesehen, wo das Feld so auseinandergeplatzt ist. Jeden verlorenen Platz hat man doppelt und dreifach büßen müssen“, sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder. Seine Männer fielen in den zwei Olympia-Wochen gegenüber den überragenden Frauen – Teamsprint-Olympiasiegerin Victoria Carl tritt am Sonntag (14.30 Uhr OZ/7.30 Uhr MEZ) noch im abschließenden 30-km-Rennen an – zwar ab, enttäuschten aber keineswegs.
ROC-Athlet Bolschunow (25) gewann nach 1:11:32 Stunden vor Teamkollege Iwan Jakimuschkin sowie Simen Hegstad Krüger (Norwegen) sein drittes Peking-Gold. Krüger war kurz vor dem Abflug nach China positiv auf Corona getestet worden und nachgereist, für den Skiathlon-Olympiasieger von 2018 war es der erste Start.
Erst eine Stunde vor dem geplanten Start wurde verkündet, dass die Distanz um mehr als 20 km reduziert wird – erstmals bei Winterspielen wurde damit kein Fünfziger ausgetragen, die Königsdistanz gehört seit der Premiere 1924 zum Kanon. Der Schritt wurde mit Sicherheitsbedenken begründet, da die Athleten ansonsten zu lange extremen Bedingungen ausgesetzt gewesen wären.
Dies gefiel nicht allen: „Ein verdammter Witz. Dadurch wird es nicht weniger kalt und windig“, sagte der Brite Andrew Musgrave. Schlickenrieder indes verteidigte die Entscheidung: „Das war absolut richtig.“, sagte der 52-Jährige: „Gesundheitliche Folgen hätte ein 50er wohl heute nicht gehabt, aber das laugt die Athleten sehr aus – und die sollen danach ja noch Weltcups laufen.“
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