Corona-Rückkehrer Eric Frenzel bricht in der Staffel ein und fehlt entkräftet sogar auf dem Podest. Dennoch kann er sich über Silber freuen.
Peking (SID) Eric Frenzel hockte nach seinem bösen Zusammenbruch noch immer völlig entkräftet beim Teamarzt, als seine drei Teamkollegen mit verhaltener Freude und in großer Sorge auf das Podest stiegen. Das Drama um das Corona-Sorgenkind hat das Team-Silber der deutschen Kombinierer zum Abschluss ihrer chaotischen Winterspiele von Peking überschattet. Erst als Frenzel nach bangen Minuten und ein paar Schlucken Cola Entwarnung gab, löste sich die bleierne Anspannung.
„Jetzt geht es mir wieder ganz gut, auf der Strecke ist es mir sehr schlecht ergangen. So ein Rennen hatte ich schon lange nicht mehr“, sagte Frenzel, dessen Platz auf dem Podium zunächst leer geblieben war. Erst als er aus dem Trio wieder ein Quartett machte und seinen Mitstreitern in die Arme fiel, durften sich Vinzenz Geiger und Co. über das Happy End freuen.
Nur drei Tage nach der Entlassung aus der Quarantäne hatte Frenzel den Start mit der Staffel gewagt, auch weil die Ärzte grünes Licht gegeben hatten. Auf der Strecke waren dem 33-Jährigen die Strapazen aber anzusehen, Frenzel verlor viel Zeit auf den späteren Sieger Norwegen sowie Japan und Österreich. „Die anderen wollten meine Situation natürlich nutzen. Glücklicherweise hatte ich so ein gutes Team an meiner Seite“, sagte Frenzel.
Jenes Team, das waren Julian Schmid, Manuel Faißt und am Ende vor allem Geiger. Der Oberstdorfer setzte wie bei seinem Olympiasieg von der Normalschanze zu einer furiosen Aufholjagd an, gewann den Zielsprint um Silber gegen Japan und feierte mit der deutschen Fahne in der Hand – zunächst allerdings noch ohne Frenzel.
„Der Eric hat sich völlig verausgabt. Das mit Corona wird sein Übriges dazu beigetragen haben“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Ein Fehler sei die Aufstellung des Routiniers aber nicht gewesen. Das sah auch Frenzel so. „Alle Checks vorher waren gut“, betonte der Sachse.
Entwarnung gab es kurz nach dem Rennen auch von Teamarzt Stefan Pecher. „Sicher war die Belastung aufgrund des massiven Anfangstempos nach der langen Quarantäne ein bisschen hoch, aber gesundheitliche Schäden sind nicht zu erwarten“, sagte Pecher: „Eric wird sicher nächste Woche zu mir in die Praxis kommen, um Laborentnahmen zu machen.“
Am Ende war es zwar nicht Frenzel, sondern Jörgen Graabak, der als erster Kombinierer der Geschichte zum vierten Mal Olympia-Gold holte. Doch Frenzel sorgte für zwei andere olympische Bestmarken: Mit seiner siebten Medaille stellte der 33-Jährige den Rekord von Felix Gottwald (Österreich) ein. Bei vier verschiedenen Winterspielen auf dem Podest hatte vor Frenzel nur der Österreicher Mario Stecher gestanden.
Und so war am Ende eben doch alles gut. „Ich habe alles gegeben, alles rausgeholt. Deswegen haben wir die Silbermedaille verdient gewonnen“, sagte Frenzel, lächelte wieder und durfte endlich mit den Kollegen feiern.
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