Vom 21. bis 24. März 2019 kamen 286.000 Besucher auf die Buchmesse in Leipzig und brachen damit den Besucherrekord von 2018.
Geschichtsträchtige Messe und buntes Wirrwarr
Die Leipziger Buchmesse (LBM) blickt auf eine ruhmreiche Geschichte zurück die weit bis ins 17. Jahrhundert ragt. Dahingegen steckt die Manga Comic Con (MCC) mit seinen 6 Jahren wohl eher noch in den Kinderschuhen. Früher waren Mangas und Animes noch Bestandteil der Jugendliteratur bis letztendlich die MCC im Jahre 2013 eine eigene Halle mit eigenem Eingang erhielt. Damals hatte man noch Panik, dass man durch diesen Schachzug die Cosplayer von den „normalen“ Besuchern trennen will. Unbegründet, aus heutiger Sicht. Dennoch darf man beide Messen, grade weil sie sich gegenseitig so gut ergänzen, mit ein und dem selben Ticket besuchen.
So gibt es für Cosplayer und Nerds offiziell eine eigene Halle um seinen inneren Otaku zu befriedigen. Inoffiziell haben aber die Cosplayer schon vor Jahren die Glashalle übernommen, grade die ist bei vielen nicht nur wegen ihrer großzügigen Sitzgelegenheiten gefragt. Denn sowohl die einzigartige Steinwand als auch die gut belichteten Glasfassaden sind beliebte Shootinglocations.
Geräumig, dank harter Regeln
Anfang des Jahres hat die Messe über Facebook eine Umfrage gestartet, bei der Cosplayer abstimmen durften, ob und wie viel Fotoequipment auf der Messe erlaubt sein sollte. Daraufhin wurden hier ähnlich wie bei den Waffenregeln auch die Restriktionsschrauben angezogen. Ganz zum wohle der Besucher natürlich. Und da dieses Jahr nicht gefühlt 100 Reflektoren den Weg blockierten, war die Glashalle trotz höherem Besucheraufkommen immer noch geräumiger. Natürlich fiel auch auf, dass es weitaus weniger Stände in der Glashalle gab. Die logischerweise in die dazugehörigen Hallen verfrachtet wurden. Leider wurden hier die Gänge enger, was ja auch durchaus logisch ist, denn die Messe hat bereits seit Jahren die gesamte Ausstellungsfläche von 178.400 m2 aus gereizt.
Zu viel Programmpunkte für eine Person
Die MCC selbst bot all das, was man auf jeder größeren Convention finden kann. Im Laufe der Jahre hat sich hier ein gewisser Standard entwickelt, den man egal wo man sich in Deutschland aufhält immer wieder findet.
Auf der großen Bühne lieferte ein Team von Entertainern ein abwechslungsreiches Programm wie beispielsweise „die verstörende Kunst von Sui Ishida, dem Autor von Tokyo Ghoul.“ Aber auch kleinere Zuschauerspiele wie „Superhelden raten“ standen auf dem Programm, welches aber im alljährlichen Cosplaycontest gipfelte.
Auf der kleinen Bühne hingegen gab es rund um die Uhr Talks mit wichtigen Persönlichkeiten aus der Szene. Mal als ein Live Interview oder auch als Diskussionsrunde. Man hat sich hier wirklich sehr viel Mühe gegeben, als Kontrast zu dem ohnehin schon schrillen erscheinen der Anime und Manga Szene, nach außen hin so seriös wie möglich zu wirken.
Ein Rundgang über die MCC
Anders als auf anderen Conventions war der Bring and Buy kleiner gestaltet, sodass man ihn fast übersehen konnte oder mit einem normalen Händlerstand verwechselte. Dafür war der Gamesroom zentral in der Halle verankert und mit Nintendo als Sponsor auch Namhaft vertreten. Der TCG Bereich wurde von einem Comicladen aus Leipzig geführt. Und so hatte man hier das Gefühl, dass sich dort ein eigener kleiner Mikrokosmos gebildet hat, der mit dem Rest der Messe weniger zu tun haben wollte. Ganz im Gegensatz zur Go Area, welche dieses Jahr bereits zum 15. mal auf der Messe zu finden war. Hier gab es regelmäßig Turniere und Einweisungen in das beliebte Japanische Brettspiel. Sogar 2 Tische mit Shogi waren vertreten.
Die MCC achtet schon seit Jahren darauf, dass die Künstlerstände immer in ein besonderes Licht gerückt werden. Leider gibt es für diese Stände viel zu viele Anmeldungen, sodass nur 130 Nachwuchs Künstler im MCC Kreativ ihre Werke präsentieren durften. Um an einen dieser begehrten Stände zu kommen musste man ein wenig Glück haben, denn die MCC zieht aus allen Anmeldungen zufällig ihre Teilnehmer um jedem die gleichen Chancen zu ermöglichen. Wer natürlich trotzdem dabei sein möchte kann sich auch einen der größeren Stände für knapp 1300€ mieten. Im Gegensatz zu den MCC Kreativ Ständen für die man trotz Losverfahren dennoch 150€ an Messegebühren einplanen sollte.
Das Anime Kino welches früher in der Mitte der Halle war und gerne als Treffpunkt fungierte, wurde nun in einen kleinen Raum unter Halle 1 verlegt, kaum einer wusste überhaupt, dass das Kino noch existiert, hier könnte man in Zukunft ein wenig mehr Werbung machen oder einen strategisch besseren Ort wählen.
Mehr als nur Mangas
Einen Vorteil hat eine Buchmesse gegenüber jeder anderen Anime und Manga Con. Und das sind die Bücher. Denn man hat auch Zugang zu allen anderen Hallen. Grade der Fantasy Bereich in Halle 2 sollte einen Abstecher wert sein. Hier lassen sich die ein oder anderen Schmuckstücke finden vor allem wenn man vor hat Bücher mal wieder von vorn nach hinten zu lesen.
Da viele Besucher der MCC immer noch Schüler sind oder in einer Ausbildung stecken lohnt sich auch ein Besuch in Halle 5. Denn dort fanden sich zahlreiche Kunst und Medienhochschulen Deutschlands wieder.
Teures für den Magen
Wer hunger verspürte musste einen sehr dicken Geldbeutel dabei haben, denn auch wenn viele Besucher der MCC Schüler oder Studenten sind so ist doch die Leipziger Buchmesse auf Fachbesucher aus ganz Deutschland ausgelegt und das schlägt sich unter anderen in den Essenspreisen nieder. Während man bei einem bekannten skandinavischen Möbelhaus grade mal 1€ für einen Hotdog ausgibt so muss man auf der Messe gleich das fünffache für Exakt den gleichen Hotdog hinlegen. Viele Besucher der MCC haben sich aber Ramune oder Pokki Sticks bei den Importhändlern besorgt und diese vor Ort verzehrt. Für diejenigen die mehr Japan Feeling suchten gab es auch ein Maidcafee, welches zwar eher eine Kaffeebar als ein Maidcafee war, dennoch war der Bereich aufwendig und schön gestaltet.
Mit 35 Euro für das gesamte Wochenende liegt die LBM im mittleren Preissegment und ist somit noch erschwinglich, leider schlagen dann täglich nochmal sechs Euro Parkgebühren zu Buche. Alternativ darf man aber mit dem Messeticket alle öffentlichen Verkehrsmittel in Leipzig nutzen.
Immer wieder diese Security
Die Security in der Nähe des Waffenchecks am Haupteingang ist allen negativ aufgefallen. Auch wenn die Menschen dort nur ihren Job machen gibt es keinen Grund herrisch zu sein, und teilweise Cosplayern die Props aus den Händen zu reißen. Dafür haben sich die Ordner in den Hallen von ihrer besten Seite gezeigt, sogar scherzhaft versucht Personen darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich grade an Stellen aufhalten die sie nicht betreten sollten.
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Fazit Man muss immer wieder betonen, dass die LBM keine Cosplaymesse ist, sondern schon immer eine Buchmesse war, auf der sich die Literarische Elite traf und sich selbst feierte. Mit Beginn des Millenniums fand die Japanische Popkultur in den Kinder und Jugendbuch Bereich Einzug. Die ersten Cosplayer waren von der Messe gern gesehen, damals kam man in einem Kostüm noch gratis auf die Messe. Dieses Phänomen nahm irgendwann überhand und so ist die Messe mittlerweile von Cosplayern regelrecht überrannt. |